Starkregenereignisse im Eschauer Ortsteil Sommerau

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

am Mittwoch, 04. Mai 2022 hat im Ortsteil Sommerau ein Starkregen zu Überflutungen geführt und Teile der Ortsstraßen in einen reißenden Fluss verwandelt. Die Wassermassen haben gewaltige   Mengen an Schlamm und Kies geführt und Schäden verursacht. Es kam zu zahlreichen überfluteten Kellern. In der Zeit von 19.30 Uhr bis 20.00 Uhr sind pro Quadratmeter über 40 Liter Wasser niedergegangen. Unmittelbar nach Eintritt des Schadensereignisses hat die Hilfeleistungskette mit den Aufräumarbeiten begonnen. Bis spät in die Nacht sowie am darauffolgenden Tag waren die Freiwilligen Feuerwehren Eschau, Sommerau, Hobbach, der gemeindliche Bauhof und die AMME unterwegs, um Keller leer zu pumpen, Straßen zu reinigen sowie die Kanäle wieder frei zu bekommen.

Am Donnerstag, 19. Mai 2022 gegen 19.30 Uhr zog erneut ein kräftiges Regengewitter über Eschau. Es kam ca. 20 Minuten zu starken Regenfällen. Schwerpunktmäßig betroffen war wieder der Ortsteil Sommerau. Es kamen starke Wasser- und Schlammmassen, die über die Ringstraße, den Kolpingweg in die Elsavastraße geströmt sind. Das Ausmaß war nicht ganz so groß wie am 04.Mai. Dennoch mussten einige Keller ausgepumpt werden. Die Ortsdurchfahrt Sommerau wurde gesperrt. Die  Aufräumarbeiten wurden den Freiwilligen Feuerwehren des Marktes Eschau (Eschau, Sommerau, Hobbach und Wildensee) mit Unterstützung der FF Mönchberg und Helfern der BRK- Ortsgruppe Eschau und dem gemeindlichen Bauhof durchgeführt. Gegen 23.00 Uhr konnten die Arbeiten beendet werden. Die Kanäle wurden am nächsten Tag gespült und gereinigt.

Die Bürgerinnen und Bürger sind natürlich besorgt, dass es bei erneuten Starkregenereignissen zu einem vergleichbaren Schadensausmaß kommen kann. Ich habe daher bereits am 09. Mai 2022 mit dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg Kontakt aufgenommen und die Schadenssituation geschildert. Die Frage war: Was kann präventiv getan werden, um bei möglichen künftigen Starkregenereignissen besser geschützt zu sein? In der Sitzung des Marktgemeinderates am
23. Mai 2022 war Abteilungsleiter Herr Lukas Stang vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg anwesend. Er erläuterte, wie aus fachlicher Sicht die beiden Starkregenereignisse zu bewerten sind. Er gab Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise. Der Starkregen ist eine Folge des Klimawandels, genau wie Hitze und stark zunehmende Temperaturen. Teilweise sind die Ursachen von Menschen verursacht, weil immer mehr Flächen bebaut und versiegelt würden. Nach kurzer Diskussion fasste das Gremium folgenden Beschluss:

„Der Markt Eschau sieht den Bedarf und die Notwendigkeit ein nachhaltiges kommunales Starkregen- und Sturzfluten-Risikomanagement zu entwickeln; d.h. der Ausarbeitung eines interdisziplinären Konzepts zur Reduktion der negativen Auswirkungen von Wassergefahren an den Gewässern dritter Ordnung und das den Gewässern über das Gelände zufließende („wild abfließende“) Wasser. In einem Integralen Konzept sollen Möglichkeiten zur Vermeidung, Vorsorge, Ereignisbewältigung und Nachsorge aufgezeigt und Mithilfe dieses interdisziplinären Konzepts ein in der Gesellschaft breit gefächertes kommunales Starkregen- und Sturzfluten-Risikomanagement initiiert werden.

Es sollen hierbei Gefahren und Risiken ermittelt, lokale Schutzziele definiert und örtlich spezifische Schutzmaßnahmen aufgezeigt werden. Absehbare bauleitplanerische und ortsplanerische Entwicklungen sowie sonstige weitere Entwicklungen sollen an die Erkenntnisse und Festlegungen des Integralen Konzepts angepasst erfolgen. Es sollen wirkungsvolle und zugleich wirtschaftliche Maßnahmen aufgezeigt, bewertet und einem verantwortlichen Maßnahmenträger zugeordnet werden.

Maßnahmenpaket

1. kurzfristige Maßnahme

Durchführung eines Hochwasser-Audits (Audit Überflutungsvorsorge – Wie sich Kommunen gegen Hochwasser und Starkregen wappnen können)

Die Kosten für die Durchführung sowie die fachliche Beratung und Begleitung sowie Moderation des Hochwasser-Audits durch die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA), Hennef, in Höhe von pauschal 12.500 € sind im Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 2022 und der Finanzplanung für das Haushaltsjahr 2023 in den Ausgaben finanziell darzustellen.

2. mittelfristige Maßnahme

Ausarbeitung eines Integralen Konzepts zum kommunalen Starkregen- und Sturzfluten-Risikomanagement

Die Kosten für die Ausarbeitung eines Integralen Konzepts zum kommunalen Starkregen- und Sturzfluten-Risikomanagement in Höhe von voraussichtlich 250.000 €  sind in der Finanzplanung für das Haushaltsjahr 2023 und 2024 in den Ausgaben finanziell darzustellen.

3. flankierende Maßnahmen

Teilnahme an den Programmen des Amtes für Ländliche Entwicklung und Unterfranken boden:ständig und FlurNatur

Die Marktverwaltung wird mit der Vorbereitung und Durchführung des Maßnahmenpakts beauftragt und ermächtigt.

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

für die Betroffenheit und Angst vor weiteren Starkregenereignissen habe ich vollstes Verständnis. Wir müssen aber dankbar sein, dass es bei beiden Ereignissen keine Personenschäden gab und alle Häuser bewohnbar blieben. Es gab eine große Welle der Hilfsbereitschaft, besonders der Hilfsorganisationen und des Bauhofes, aber auch unter den Bürgerinnen und Bürgern. Es war eine große gegenseitige Solidarität und Hilfsbereitschaft festzustellen. Dafür danke ich sehr herzlich. Der Marktgemeinderat hat sehr zügig einen Grundsatzbeschluss mit großer Tragweite gefasst. Die geplanten Maßnahmen werden mit Öffentlichkeitsbeteiligung, das heißt mit den Bürgerinnen und Bürgern stattfinden. Hierbei bitte ich um Ihre konstruktive Mitarbeit und Unterstützung.

Herzliche Grüße
Ihr

Gerhard Rüth
1.Bürgermeister